Rückblick: .NET Open Space Süd 2011 in Karlsruhe
Am vergangenen Wochenende fand in Karlsruhe der .NET Open Space Süd 2011 statt, für mich nach Leipzig 2009 und 2010 der insgesamt dritte “Open Space”.
Wer mit dem Begriff nichts anfangen kann: Das Konzept einer solchen, auch als “Unkonferenz” bezeichneten Veranstaltung ist, dass es keine strenge Trennung zwischen Sprechern und Zuhörern gibt. Die Agenda wird morgens spontan von den Anwesenden zusammengestellt: Jemand stellt ein mögliches Thema vor, Handzeichen der anderen entscheiden ob und wieviel Interesse vorhanden ist.
Letztes Jahr in Leipzig war ich wegen anderer Termine nur am Samstag den ganzen Tag dort, was für mich etwas unglücklich war, da die meisten für mich interessanten Sessions auf den Sonntag gelegt wurden.
Dieses Jahr war ich von der Kennenlernparty bis zum Ende am Sonntagnach-mittag vor Ort, was ganz klar die richtige Entscheidung war.
Wie war’s?
Kurz gesagt: Mir hat es sehr gut gefallen. Das Orga-Team hat einen super Job gemacht, ich habe viele nette Leute (wieder-)getroffen, Freitag- und Samstagabend hat das Wetter prima mitgespielt und ich habe eine Menge Spaß gehabt.
Was war vielleicht nicht so gut?
Es gab für mich ein paar Punkte, auf die ich eingehen möchte, um damit evtl. Anstöße für zukünftige Veranstaltungen dieser Art zu geben.
Punkt 1: Ich hätte mir am Sonntag ein wenig mehr Pünktlichkeit mancher Teilnehmer bei der Sessionplanung gewünscht. Das hat im Endeffekt dazu geführt, dass die Sessions später begannen. Kein Beinbruch, aber trotzdem unnötig.
Punkt 2: Es gab eine Menge gut laufender Gespräche, doch manchmal ließ die Diskussionskultur etwas zu wünschen übrig. So mancher interessanter Gedankengang wurde entweder unterbrochen, oder nicht zu Ende geführt, weil die Diskussion unnötigerweise in eine ganz andere Richtung gelenkt wurde.
Den Vogel schoss in einer Session ein zunächst harmlos klingendendes “wenn ich kurz etwas dazu sagen darf” ab, das einen Monolog einleitete, in dessen Verlauf ich das Thema des ursprünglich Sprechenden komplett vergaß. Geschickte Gesprächstechnik, skaliert nur leider nicht so richtig gut.
Auch kam der eine oder andere ein wenig zu “alpha-mäßig” rüber, wo die Diskussion vielleicht noch gar nicht in einer kontroversen Phase war. Es muss ja nicht gleich in ein großes “Wir haben uns alle lieb”-Happening ausarten, aber ein wenig Relaxedheit, Offenheit und Interesse an der Meinung der anderen Anwesenden schadet nicht.
Ich fand eine Situation sehr interessant, in der Ilker Cetinkaya (den ich auf Community-Konferenzen immer ein wenig als unfreiwilligen Rockstar erlebe), mehrfach betonen musste, dass eine von ihm gestellte Frage tatsächlich als “ich möchte etwas erfahren” Frage gemeint war – evtl. ein Indikator dafür, dass es in der Wahrnehmung schon einen Unterschied zwischen Promi- und Normalo-Dotnetter gibt und wenn ja, warum ist das so?
Punkt 3: Es hat sich einmal wieder gezeigt, dass die Bandbreite der Themen Fluch und Segen zugleich ist. Regelmäßig stoßen Sessions in der Themen-planung auf massives Interesse, bei denen sich später im gut gefüllten Konferenzraum herausstellt, dass quasi nur derjenige konkret etwas zum Thema sagen kann, der die Session vorgeschlagen hat.
Das muss nicht notwendigerweise schlecht sein, aber für das “Ökosystem Open Space” ist es in der Masse der Sessions besser, wenn sich jeweile eine Handvoll aktiver Experten finden. Nur ist das halt auch eine Frage der Statistik: Wie wahrscheinlich ist ein “Experten-Cluster” bei einer Session zu einem beliebigen Thema?
Ob eine thematisch engere Fokussierung von Open Spaces hier der richtige Weg sein kann, darauf habe ich keine klare Antwort. Denn einerseits könnte das durchaus zu mehr tiefergehenden Sessions führen, andererseits besteht die Gefahr, dass evtl. das so wertvolle “mal über den Tellerrand schauen” verloren geht.
Mein Fazit?
Auch wenn dieser Blog-Eintrag scheinbar überproportional viel “Gemecker” enthälten mag: Mein Fazit ist positiv.
Wenn man mit den richtigen Erwartungen kommt, ist ein Open Space eine tolle Sache. Und der .NET Open Space 2011 in Karlsruhe war da keine Ausnahme.
Deshalb werde ich, wenn es der Terminplan zulässt, auch bei zukünftigen Open Spaces definitiv dabei sein.